Vom Halbstarken zum Deckrüden: Teil 3 - Ablauf und Vorbereitung der Ausstellung

Nun ist er da der große Tag Deiner ersten Ausstellung - aber: was passiert da eigentlich und wie läuft das im Ring so ab? Und wie muss man sich vorbereiten?

Die Antworten auf diese und andere Fragen gibt Euch Sonja hier im dritten Teil ihrer Serie: Vom Halbstarken zum Deckrüden und erzählt, was sie bislang alles beim Ausstellen ihres Deckrüden Demi an Erfahrungen mitgenommen hat.

Mehr Infos über die beiden findet ihr übrigens auf deren Website www.pinscherbaron.de 

 


Fangen wir mit dem einfachsten an:

was Du alles einpacken musst wenn Du auf eine Ausstellung fährst.


Die Packliste ist zwar nicht groß aber das eine oder andere unhandliche Gepäck ist da schon dabei, das es zu handhaben gilt, wenn eine Hand schonmal damit beschäftigt ist, den Hund zu halten.
Deshalb hat man im Idealfall einen Bollerwagen oder ähnliches, in dem man all diese Dinge transportiert.

Ausstellungspackliste


Unterlagen:

  • Teilnahmebestätigung
    Diese bekommt man per E-Mail oder per Post zugeschickt. Bei KSAs ist eine Teilnahmebestätigung allerdings eher selten.
  • Impfausweis
    Am besten am Eingang schon bereithalten

Tipp: Kopien der Ahnentafel Deines Rüden, falls interessierte Züchter näheres wissen wollen machen sich immer gut! Ebenso wie Visitenkärtchen.


Ausstattung für die Zweibeiner:

  • Faltstühle
    Sie sind einfacher zu verstauen und viel bequemer als Klappstühle

  • Getränke
    Im Normalfall gibt es am Veranstaltungsort etwas zu kaufen. Ist man allerdings alleine Unterwegs und will sein ‚Lager‘ nicht so lange allein lassen, ist es sinnvoll zumindest eine Flasche Wasser dabei zu haben.
  • Essbares für den kleinen Hunger zwischendurch
    Bewährt haben sich hier verschiedene Kleinigkeiten, da man für größere Portionen im Normalfall eher zu nervös ist.
  • Knabberkram (dabei auch an die Ringnachbarn denken)
    So kommt man einfach ins Gespräch und die ewige Wartezeit lässt sich beim Meinungs- und Erfahrungsaustausch angenehmer gestalten
  • Müllbeutel
    Fragt mich nicht warum, aber ich brauche jedes Mal einen

Ausstattung für den Vierbeiner:

  • Liegemöglichkeit
    z.B. eine Decke, empfehlen würde ich aber eine Box, damit der Hund zur Ruhe kommen kann (so ein Ausstellungstag besteht zu einem Großen Teil aus Warten)
  • Kauartikel
    Eine weiteres strategisches Mittel zur Überbrückung der Wartezeit
  • Babypopoabwischtücher
    ... Du denkst wozu? Ich sage: sei froh, dass Du einen kurzhaarigen Hund hast, sonst bräuchtest Du viel mehr Utensilien. Hat sich schon bewährt bei Regen (wenn Pinschi auf dem Weg zur Ausstellung durch den Schlamm muss), bei kurzfristiger Flitzekacke (wenn hinten noch was dran hängt) oder einfach wenn der Hund denkt sich fünf Minuten vor Ringeintritt im Staub wälzen zu müssen - alles schon da gewesen.

  • Trinknapf
    Wasser gibt es in der Regel vor Ort
  • Kotbeutel
    Bei größeren Veranstaltungen hängen diese zwar an den Löseplätzen aus, es gibt aber auch ein paar besonders schlaue Besucher, die denken, dort hinge ihr persönlicher Jahresvorrat an Kakatüten und packen dann den ganzen Stapel ein.

Ausstattung für den Einsatz im Ring:

  • Ausstellungsleine
    Hier gibt es zig verschiedene Varianten: Ketten, Kordeln, Lederleinen in allen Variationen. Den einzigen richtigen Tipp den man zur Ausstellungsleine geben kann ist: sie darf nicht zu lang und nicht zu kurz sein. Am besten so, dass sie bei angewinkeltem Arm leicht durchhängt.
    Weitere Ratschläge sind schwierig, denn hier streiten sich die Geister. Meine Lieblingsleine ist eine, die ich mir aus der Not heraus ohne viel zu überlegen an irgendeinem Stand während der Ausstellung gekauft habe, weil meine Leine gerissen war (womit wir beim nächsten Punkt wären: Reserveausstellungsleine). Sie ist nichts besonderes aber sie passt einfach zu mir und meinem Hund und deshalb bin ich der Meinung, mit Ausstellungsleinen verhält es sich so wie mit den Zauberstäben bei Harry Potter: Wir suchen uns die Leinen nicht aus, die Leinen suchen sich uns aus.

  • Nummernhalter
    gibt es als Stecker zum An-die-Kleidung-pinnen oder als durchsichtigen Oberarmumschlag. Ich bevorzuge zweiteres, weil ich mir Variante 1 gerne auch mal beim zu wilden Rumhampeln im Ring abreisse.

  • Motivationsobjekt
    Leckerli oder Spielzeug, allerdings ist es in den Ausstellungsrichtlinien untersagt worden, diese Dinge im Ring während des Richtens zu nutzen. Aber wenn der Richter gerade nicht direkt hinschaut oder man im Ring steht aber nicht an der Reihe ist, kann man seinen Liebling ruhig mal belohnen, das erleichtert das Warten für den Hund.
    Es gibt jedoch auch Richter, die das absolut nicht dulden. Da hilft es einfach mal zu beobachten was sich im Ring so abspielt bevor man dran ist - das ist einer der wenigen Vorteile, die man als Pinscheraussteller hat, da unsere Hunde in der Regel immer nach den Schnauzern gerichtet werden.

Der Ablauf am und im Ring


Nachdem Du den Ring gefunden hast, suchst Du Dir einen Platz aus, wo Du Deinen Faltstuhl und die Box aufstellst und am Besten einen guten Blick auf das Geschehen im Ring hast. So kannst Du Dir ein Bild von dem Richtablauf des Richters machen und bist optimal vorbereitet, wenn Deine Nummer dran ist. Du kannst natürlich auch gut beobachten, wann es so weit sein wird, verlass Dich aber nicht all zu sehr darauf, dass Du noch soooo viel Zeit hast, weil ja noch zehn Nummern dran sind. Das kann manchmal schneller gehen als man denkt, wenn zwei oder drei Züchter im Stau feststecken und deren Nummer übersprungen wird oder das Richten der ganzen Rasse an den Schluss gestellt wird, weil zu viele fehlen. Das gab es alles schon. Entferne Dich also nie all zu weit von Deinem Platz bevor Du dran bist. Aber auch nachdem Du dran warst solltest Du in der


Nähe bleiben falls Du ein V1 oder V2 gemacht hast, denn nachdem Deine Klasse gerichtet wurde geht es darum, den besten erwachsenen Rüden, das BOB, CACIB, Res. CACIB, BOB und BIS und wie sie alle heissen zu küren.

 

Deine Nummer ist also dann irgendwann dran. Bald. Als nächstes....

 

Und Du stehst am Ringeingang und wartest höflich, bis der Richter Dir das Signal gibt, den Ring zu betreten. Achtung: Sobald Du den Ring betrittst, hat der Richter Deinen Hund im Blick, nicht erst wenn Du Deine Runden mit dem Hund läufst. Achte also darauf nicht mit der Leine herumzuschlingern oder Deinen Hund kreuz und quer durch den Ring zu ziehen, wenn Du auf den Richter zuläufst oder zu nah an den anderen Rüden im Ring zu stehen, während Du darauf wartest Deinen Hund vorführen zu dürfen.


Und jetzt, jetzt kommt ein mega Geheimtipp. Obacht. Aufgepasst. Du läufst auf den Richter zu und...... grüsst ihn freundlich und schüttelst ihm die Hand! Was ganz selbstverständlich klingt, scheint gar nicht so selbstverständlich zu sein. Achte mal darauf. Das machen ganz wenige Leute und ich finde das ist nicht fair. Das gebietet die Höflichkeit einfach. Und nein, das wird Deinem Hund keinerlei Vorteil verschaffen. Aber sicherlich den Einstieg in das Gespräch mit dem Richter am Abend erleichtern, wenn Du von ihm wissen willst, was er mit "Gehänge" in seinem Bericht meint. Nach dem Händeschütteln sagt Dir der Richter nacheinander an, was er als nächstes tun möchte.

Zum Standardprogramm gehören
  • Untersuchung des Gebisses
  • Beurteilung im Stand 
  • Beurteilung im Lauf
Was dazu kommen kann
  • Kontaktaufnahme mit dem Hund (durch ansprechen, Berühren o.ä.)
  • Abtasten des kompletten Hundes
  • Abtasten der Hoden
  • Messung der Höhe am Widerrist etc

Ist man mit mehreren Hunden gleichzeitig im Ring hat es sich etabliert am Schluss noch einmal zusammen in der Reihenfolge der Nummern im Kreis zu laufen, bis der Richter einem Teilnehmer die Hand reicht. Derjenige hat das V1 ergattert, die weitere Reihenfolge wird ebenso bekannt gegeben.


Bevor man den Ring verlässt ist es eigentlich Usus, sich noch gegenseitig zum Erfolg zu gratulieren, aber das ist auch ein bisschen in Vergessenheit geraten... Ich fände es total schön wenn sich das wieder etablieren würde. Auch die Anwandlungen von Konkurrenzgehabe gehört nicht zu einem Hobby, das wir alle mit Herzblut und Leidenschaft betreiben. Natürlich möchte jeder dass sein Hund auf den ersten Plätzen landet aber es gilt dabei immer noch Sportlichkeit und Rücksichtnahme. 


Es gibt Gott sei Dank sehr wenige Fälle die vom Gegenteil zeugen, aber diese Erfahrungen reichen aus, dass man vorsichtig wird.

Tipps


  • Achte in diesem Zusammenhang darauf gerade bei Rüden Abstand zu einander zu halten. Versuche gleichmäßige Abstände zu Vorder- und Hintermann zu gewährleisten und auch nicht zu nah am Ringrand zu laufen (ja, mir ist auch schon einmal ein Rüde von außen in den Ring gesprungen... worden).

  • Manche Hunde holt man besser kurz vor dem unmittelbaren Ausstellen aus der Box, da sie sonst vor lauter Langeweile anfangen sich im Ring zu wälzen oder andere Übersprungshandlungen betreiben. Andere wiederum müssen eine halbe Stunde vorher raus um mit der Situation und den Reizen klarzukommen sonst sind sie um Ring zu hibbelig und ablenkbar. Finde heraus, was für Deinen Hund das Beste ist

  • Setze Dich mit der Anatomie und dem Standard Deines Hundes auseinander. Du kannst beruhigt sein, jeder Hund hat seine Makel und das ist auch gut so. Aber achte darauf dass Du die Makel und Vorteile Deines Hundes kennst und ihn nicht so stellst, dass Makel im Vordergrund und Vorteile im Hintergrund stehen.

  • Achte dazu auf Deine Umgebung: ist die Rückenlinie nicht immer perfekt? Dann achte auf Unebenheiten im Boden, die zu Deinem Nachteil führen könnten etc.

  • Zähne zeigen, Hoden anfassen, still stehen: fang an, das so früh wie möglich zu üben. Und am Besten lässt Du Dir von Freunden und Bekannten dabei helfen. Der Hund sollte es gewohnt sein, dass Fremde ihm an die Schnauze fassen.

  • Wähle helle Kleidung beim dunklen Hund und umgekehrt: Dein Hund soll immer gut sichtbar für den Richter sein wähle die Farben Deiner Kleidung entsprechend. Außerdem sollte die Kleidung PASSEN. Und nicht so wie bei mir während meiner dritten Ausstellung als meine Hose anfing über meinen Hintern zu rutschen und ich mehr damit beschäftigt war, sie festzuhalten als den Hund auszustellen.
    Immerhin hatten die Zuschauer einen Mordsspass ;)

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Kommentare: 3
  • #1

    Gabi (Donnerstag, 16 Februar 2017 19:51)

    Der Ablauf ist super detailliert beschrieben und vermittelt dadurch Sicherheit. Ich kann mir jetzt ein Bild von dem Ablauf machen und das minimiert die ganze Aufregung schon deutlich. Ganz prima, vielen Dank dafür.

  • #2

    Helena (Freitag, 24 Februar 2017 08:38)

    Ich finde den Blog super toll und interessant, vor einem Jahr hätte ich ihn dringend gebrauchen können, jetzt ist er trozdem immernoch schön zu lesen und ich denke er wird vielen die am Anfang ihrer Ausstellungskarriere sind helfen.

  • #3

    Angi (Freitag, 08 September 2017 22:02)

    Super geschrieben liebe Sonja! Danke danke danke....oh je. ...keine leckerlis im Ring..
    Das könnte problematisch sein....aber egal...
    Wird schon werden
    ....vlg und fetten Drücker, angi

1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.